
Die Initiatoren und Akteure des Fliegenden Salons in Wintersdorf waren überaus froh, als sich am frühen Abend des 9. Julis um 18 Uhr der große Saal im Kulturhaus trotz nachhaltigen Regenwetters mit knapp sechzig interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus dem Ort und der näheren Umgebung füllte. Ziel des Abends mit dem Titel „Kinder, Kaffee, Kohle, Kunst – der Maler Alfred Ahner in Wintersdorf“ war ein Erinnern an den Thüringer Künstler und ein offener Ideenaustausch darüber, welche Rolle er künftig in Wintersdorf spielen könnte.
Wer war Alfred Ahner eigentlich?

Viele der Anwesenden stellten fest, bis zu diesem Abend kaum mit Leben und Werk Ahners vertraut gewesen zu sein. Einzelne erzählten am Rande von persönlichen Begegnungen. Dass sich die Auseinandersetzung mit dem Arbeiter, Familienvater und Maler lohne, bewies das „Vorprogramm“ zum Salongespräch, das Mitarbeiter vom Lindenau-Museum Altenburg, Schauspieler Bernhard Stengele und Jazzpianist Robert Herrmann gestalteten. Durch die vorgetragenen Auszüge aus seinen Tagebüchern und die Vorstellung einiger Kopien des an Motiven und Maltechniken sehr vielseitigen bildnerischen Werks, kam man Alfred Ahner an diesem Abend sehr nahe.
Was fangen wir mit Ahner in Wintersdorf an?
Die anregende Wirkung zeigte sich im anschließenden, von MDR-Moderator Thomas Bille geleiteten Gespräch. Eine der Initiatoren des Salons war Denise Lenz vom Elternbeirat der Kindertagesstätte, die ursprünglich ein Kunstvermittlungsprojekt des Lindenau-Museums für die Kita vorschlug und sich begeistert zeigte, welches Potenzial für den Ort erweckt würde, wenn auch für die Erwachsenen Möglichkeiten entstünden, sich mit Ahner zu beschäftigen. Für die Kinder gibt es bereits konkrete Ideen, die baldmöglichst mit dem Lindenau-Museum und einem Wintersdorfer Kunststudenten umgesetzt werden sollen. Ahner müsse auf den Schulplan, auch auf den des Gymnasiums in Meuselwitz, waren sich die Salongäste einig. Dass zumindest kurz- oder mittelfristig auch ein Projekt entstehen könne, fand Lea Hammermüller, stellvertretende Schulsprecherin vom Seckendorff-Gymnasium, eine prima Idee und versprach, sich dafür bei ihren Mitschülern und der Schulleitung einzusetzen. Für Erwachsene plant Nora Frohmann vom Lindenau-Museum eine „Fotosafari“, um ähnlich wie der Wintersdorfer Fotograf Klaus Kohlrusch, den Malorten Ahners nachzuspüren. Allerdings nicht digital, sondern am liebsten mit einer Camera Obscura. Wer an diesem Experiment im Spätsommer Interesse hat, kann sich schon jetzt bei Nora Frohmann melden (03447 / 8955 48; frohmann@lindenau-museum.de).
Die Ergebnisse könnten in den Rundweg zu Schauplätzen aus Ahners Leben in Wintersdorf aufgenommen werden, den sich Bürgermeister Andreas Förtsch als gemeinsames Projekt vorstellt. Je mehr aktive Erinnerungskultur entstehe, desto größer könne schließlich auch das Interesse Weimars an Wintersdorf werden, wo die Alfred-Ahner-Stiftung ihren Sitz hat. Bettina Geißler, Stiftungsvorsitzende und Enkelin des Malers, war ebenfalls zu Gast beim Wintersdorfer Fliegenden Salon und sagte nach Möglichkeit Unterstützung zu. 2023 steht immerhin der 50. Todestag des Künstlers an, der in Wintersdorf auch seine letzte Ruhestätte hat.
Der neue Eigentümer des Geburtshauses von Ahner in Wintersdorf mit dem dazugehörigen historischen Bauerngarten ist auch noch für Anregungen zur weiteren Nutzung offen. Ein Café wäre wünschenswert, eine Gedenkstätte nur mit echtem Erlebnischarakter vorstellbar. Die Ideensammlung hat an diesem Abend erst begonnen. Wer sich einbringen möchte, kann sich jederzeit beim Wintersdorfer Bürgermeister oder der Projektleitung vom Fliegenden Salon, Luise Krischke (03447 586-163, trafo@altenburgerland.de) melden. Über die konkrete Fortsetzung und Umsetzung der gesammelten Vorschläge wird nach den Sommerferien öffentlich informiert. Bildeindrücke zum Salon in Wintersdorf sind unter www.fliegender-salon.de zu finden.