Gesucht werden Ihre Geschichten und Erinnerungen vom Wohnen und Leben im Plattenbau
Das Projekt „Der fliegende Salon“ sucht die Geschichten, Erzählungen und Erinnerungen an das Leben und Wohnen im sogenannten Plattenbau. Sie sollen erzählt und ausgestellt werden. Das Museum Burg Posterstein will dazu einen Zeitzeugensalon durchführen und eine temporäre, stadtgeschichtliche Ausstellung zeigen. Das geht nur mit Ihren Erinnerungen, Fotos, vielleicht gar Urkunden oder anderen kleinen Objekten. Der Austausch über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges ist gefragt. Ein kleiner Film mit Porträts soll entstehen. Auch dabei könnten Sie zu Wort kommen.
Denn allzu oft vergessen wir beim Thema Stadtgeschichte die neueren Gebiete in unserer Stadt wie beispielsweise in Altenburg-Südost oder -Nord, die vor allem durch den Plattenbau geprägt sind. Dabei gibt es so viel zu erzählen und wertvolle Erinnerungen, die festgehalten werden müssen. Auch deshalb, weil mehr und mehr Wohnblöcke mittlerweile leer stehen, schließlich abgerissen werden und dann für immer aus dem Stadtbild verschwunden sind. Dabei war der WBS 70, also ein Plattenbau in Systembauweise, in den 1970er Jahren ein vielversprechender Ansatz, wenn es komfortablen, sanierten Wohnraum ging. Denn überall in der Republik fehlten solche Wohnungen, überall verfügten die meisten Bürger weder über ein eigenes Bad noch eine Toilette. Stattdessen mussten Kohlen im Keller gelagert werden, um sie in Öfen verfeuern zu können und die zurückgebliebene Asche musste täglich nach unten in die „Aschekübel“ gebracht werden.
1973 begann deshalb in der DDR auf Initiative des Zentralkomitees der SED ein gigantisches Wohnungsbauprogramm. In allen größeren Städten entstanden nun Neubaugebiete, so Berlin Hellersdorf, Halle-Neustadt oder das „Fritz Heckert“ Gebiet in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). Und auch in Altenburg gab es ordentlich Baubewegung – die Wismut suchte händeringend nach Wohnraum für ihre damals fast 45 000 Arbeiter. Die Standortwahl fiel auf Felder nördlich von Altenburg, die bis 1945 zu einem großen Teil zum Rittergut Kauerndorf gehörten.
Alle die, die eine Wohnung bekamen, waren glücklich, denn endlich gab es Zentralheizung, fließendes warmes und kaltes Wasser sowie ein eigenes WC. Es entstanden schrittweise Kaufhallen, Schulen, Kindergärten, Spielplätze und Arztpraxen. Wenn auch die Freude manchmal dadurch getrübt wurde, dass über Jahre gebaut wurde, richtete man sich gut ein. Es entstanden Hausgemeinschaften, die manchmal gar bis heute halten.
Nach 1989 ging die Bevölkerungszahl der Stadt auf Grund wirtschaftlicher Entwicklungen rasant zurück, innerstädtische Wohnungen wurden saniert, die Mieten stiegen, sodass immer mehr Menschen aus Altenburg Nord wegzogen. Gegenwärtig stehen wir vor einem weiteren demografischen Wandel und die Wohnungsverwaltung sieht die Lösung im Abriss von ganzen Wohnblöcken.
Die Kunstaktion mit dem Titel „Gemischte Platte“, gefördert im Rahmen des „fliegenden Salon“ von der Kulturstiftung des Bunds und getragen von der Farbküche, dem Lindenau-Museum und dem Museum Burg Posterstein, nimmt sich exemplarisch eines bereits leerstehenden Wohnblockes an. Sowohl Schüler als auch ausgebildete Künstler gestalten die Wohnungen, die dann am Wochenende vom 26. bis 28. September 2025 für ein großes Fest geöffnet werden.
Damit das Museum bzw. die Veranstalter von Ihnen und Ihren Erinnerungen oder kleinen historischen Schätzen erfahren, findet ein erstes Gespräch am 17. Juni 2025, 16 Uhr, im Bürgerraum Nord, Otto-Dix-Straße 44, statt. Alle, die gern über ihre Erinnerungen berichten oder gar Fotos zum Kopieren für die Ausstellung bereitstellen möchten, sind herzlich eingeladen. Zeitzeugen, die nicht dabei sein können und das Vorhaben dennoch unterstützen wollen, können sich an sabine.hofmann@burg-posterstein.de oder anja.fehre@altenburgerland.de , 03447 – 586163 wenden.
Text: Sabine Hofmann und Anja Fehre
Fotos: Reinhard Mende, Lindenau-Museum

