Gemeinsam für ein blühendes Kulturleben

Gößnitz auf dem Weg zur Kulturstadt: Einblicke von Rolf Sattler, dem freiberuflichen Ingenieur für Arbeitssicherheit und langjährigen Vorsitzenden des Fördervereins Musikschule Schmölln. Als Mitglied der renommierten ‚Initiative Städtebund‘ weiß er um die Bedeutung einer lebendigen Kulturszene. Er gehört zum Organisationsteam, das im Rahmen des Projektes „Der fliegende Salon“ in Gößnitz einen Tag für Kultur und Gemeinschaft gestaltet. Erfahren Sie in unserem Interview, wie er das kulturelle Leben in Gößnitz einschätzt und welche spannenden Visionen er für eine kulturelle Aufbruchsstimmung hat.

Rolf Sattler (Foto: Maja Frank)

Was genau passiert am 10.06.2023 bei „Kult(o)ur findet Stadt?“

Herr Sattler: Der Tag bietet ein völlig neues Veranstaltungsformat, das es bisher noch nie gab. Stadtführung, Musical, Galerie und Mitsingkonzert – Gößnitz hat sich einiges einfallen lassen! Mit gebündelter Kultur an einem Ort ist es eine besondere Gelegenheit, die Vielfalt und Fülle der kulturellen Aktivitäten kompakt zu erleben. Gleichzeitig ermöglicht der Bürgerdialog als Format eine aktive Beteiligung, um sicherzustellen, dass auch zukünftig alle gehört werden. Gemeinsam mit René Toll, Beigeordnetem der Stadt Gößnitz und Stadtbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr, werden Sie den offenen Dialog mit der Stadtgemeinschaft moderieren. Wie sehen Ihre Erwartungen an den Bürgerdialog aus? Herr Sattler: Wir haben die Erwartung, dass wir gemeinsam etwas erreichen können, was uns in den letzten Jahrzehnten noch nicht gelungen ist: eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Vereinen. Durch den Bürgerdialog haben wir die Möglichkeit, die Anliegen der Bürger sowie der Vereinsvorsitzenden zu hören und neue Ideen zu sammeln, die bisher noch nicht berücksichtigt wurden. Wir erhoffen uns einen guten Austausch, um das kulturelle Leben in Gößnitz weiterzuentwickeln.

Wenn eine Idee im Rahmen dieses Dialogs entsteht, wie kann sie dann verwirklicht werden?

Herr Sattler: Genau darum geht es! Eine gute Idee zu haben und Informationen zu sammeln ist ein wichtiger erster Schritt. Doch es ist entscheidend, was danach passiert. In meiner langjährigen Erfahrung in der Musikschule habe ich immer folgendes praktiziert: Sobald eine Idee konkret wird und Arbeit erfordert, gründen wir eine Arbeitsgruppe. Diese Gruppe setzt sich mit den Inhalten auseinander und realisiert Schritt für Schritt die notwendigen Maßnahmen.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel dafür geben, wie eine Idee erfolgreich umgesetzt wurde und das Kulturleben einer Gemeinde bereichert hat?

Herr Sattler: Da habe ich ein prägnantes Beispiel. Vor 25 Jahren haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein leerstehendes Gebäude in der Innenstadt mit Leben zu füllen. Es gab viele interessierte Parteien aus dem kulturellen Bereich, die anfangs möglicherweise unterschiedliche Ansichten hatten. Doch dann kam uns die Idee, einen Dachverband zu gründen, in dem alle Beteiligten integriert werden – darunter die Stadt als Träger und Eigentümer, der Förderverein des Heimatmuseum, Bands, ein Probenraum und die Musikschule. Mit vereinten Kräften, indem jeder Vertreter seinen Beitrag leistete, konnten wir das Gebäude renovieren und einen kleinen Saal schaffen. Seit der Sanierung wird das Gebäude kontinuierlich genutzt – und das über diesen langen Zeitraum hinweg.

Welche Gößnitzer Akteure haben Ihrer Meinung nach noch ungenutztes Potenzial und könnten weiterentwickelt werden, um ihr kreatives Potenzial noch besser zur Geltung zu bringen?

Herr Sattler: Meiner Meinung nach gibt es in Gößnitz noch einige Akteure, die weiterentwickelt werden sollten. Ein Beispiel dafür ist der Förderverein des Heimatmuseums, der sich um die Traditionspflege kümmert, und die Trachtengruppe. Indem wir ihnen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung schenken, können wir ihr kreatives Potenzial noch besser zur Geltung bringen. Natürlich stehen sie auch vor einigen Herausforderungen, die es schwieriger machen als beispielsweise in der Musikschule. Aber ich bin optimistisch, dass mit frischen Ideen und einer aktiven Unterstützung großartige Entwicklungen möglich sind.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, eine Botschaft auf eine riesige Plakatwand zu drucken, was wäre Ihre Botschaft?

Herr Sattler: Meine Botschaft wäre eine Würdigung aller Menschen, die sich in der Kultur und im Sport engagieren. Sie verkörpern das Besondere und Einzigartige unserer ländlichen Gemeinschaften, und genau diese Gemeinschaften möchten wir bewahren und unterstützen.

Wie fördert der Bürgerdialog in Gößnitz das kulturelle Engagement und wie kann man sich auf den Dialog vorbereiten?

Herr Sattler: Ich bin zuversichtlich, denn unsere Bürger haben ausgiebig darüber nachgedacht, wo wir als Gemeinschaft stehen und welche Ziele wir verfolgen möchten. Es gibt nur eine kleine Anzahl von Menschen, die sich über das Fehlen bestimmter Dinge beklagen. Wenn jemand beispielsweise bedauert, dass es kein Kino mehr gibt, sollte er auch berücksichtigen, ob es unter den aktuellen Bedingungen überhaupt genügend Nachfrage dafür gäbe. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass im Rahmen unserer Gespräche neue und kreative Ideen aufkommen werden, die bisher noch unentdeckt geblieben sind. Ich sehe dem Tag mit großer Vorfreude entgegen und bin überzeugt, dass die Bürger, die am Dialog teilnehmen, eine ausgeprägte Bereitschaft zur Mitgestaltung haben.

Was stimmt Sie da so optimistisch?

Herr Sattler: In umliegenden Städten hören wir immer wieder, dass Veranstaltungen nur eine begrenzte Resonanz beim Publikum finden. Oftmals ist es so, dass trotz aller Bemühungen und Einsatz kaum jemand erscheint. Doch bei uns ist das anders. Egal ob es um den Förderverein vom Freibad, die Kindersachenbörse oder Konzerte in der Musikschule geht – wir stoßen jedes Mal an unsere Kapazitätsgrenzen und müssen sogar zusätzliche Stühle aus anderen Gebäuden holen, um allen Besuchern einen Platz zu bieten. So wird’s hoffentlich auch am Samstag sein!

Das klingt gut! Was kann dazu beitragen, dass alle mehr voneinander profitieren und die Verantwortung nicht allein auf der Stadt lastet?

Herr Sattler: Eine tolle Möglichkeit, um das sicherzustellen, wären regelmäßige Treffen für uns Vereinsvorsitzende. Dort können Ideen sprudeln, neue Projekte entstehen und wir lernen voneinander. Durch solche Treffen verteilen wir die Verantwortung und gestalten das kulturelle Leben in unserer Stadt gemeinsam vielfältiger. Also, warum nicht regelmäßige Treffen ins Leben rufen? Es könnte der Anfang einer großartigen Zusammenarbeit sein!

Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass Bürger aktiv an der Gestaltung der kulturellen Zukunft ihrer Stadt teilnehmen und welche Vorteile ergeben sich daraus?

Herr Sattler: Bürgerdialog ist immer eine ganz wichtige Sache – egal ob in der Wirtschaft, in der Politik oder im Sport und in der Kultur. Viele gute Ideen, die in kleinen Räumen geboren werden, brauchen einfach das Gespräch, um richtig Fahrt aufzunehmen. Es geht darum, auf echte Bedürfnisse einzugehen und Mitstreiter zu finden, die Lust haben, aber noch nicht die passenden Partner für gemeinsame Projekte gefunden haben. Der Austausch von Ideen ist die Grundlage für gute Projekte und Ergebnisse. Deshalb heißt es: Immer mitmachen und mitreden!

Man könnte denken, dass in einer Kleinstadt wie Gößnitz mit dem Alter der Menschen die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen abnimmt, aber das ist nicht der Fall – oder?

Herr Sattler: Genau, wir haben in Gößnitz eine aktive Gemeinschaft, die den kulturellen Veranstaltungen gegenüber aufgeschlossen ist. Natürlich sind viele ältere Menschen dabei, aber es kommen auch viele jüngere Besucher, die unsere Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen zu schätzen wissen. Ich denke, das ist auch ein Zeichen dafür, dass das kulturelle Angebot attraktiv und abwechslungsreich ist. Es ist schön zu sehen, wie alle Generationen gemeinsam etwas erleben und sich austauschen können.

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Sattler. Viel Erfolg beim Bürgerdialog und bei der weiteren Entwicklung des kulturellen Lebens in Gößnitz!

Herr Sattler: Vielen Dank! Ich bin gespannt auf den Bürgerdialog und darauf, was wir gemeinsam erreichen können.

Der offene Dialog über die kulturelle Zukunft von Gößnitz findet am 10.06.2023 15 Uhr in der Stadthalle Gößnitz, Freiheitsplatz 5A, 04639 Gößnitz statt. Mehr Informationen unter: www.fliegender-salon.de.

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